Abenteuerliche Durchquerung der Westsahara | Reiseblog

Marokko

Unsere abenteuerliche Rotel-Reise begann im pulsierenden Herzen von Marrakesch. Der berühmte Djema el Fnaa-Platz, mit seinem bunten Treiben aus Künstlern, Straßenmusikanten und Verkäufern, bot uns einen unvergesslichen Auftakt.  Das wichtigste ist es, sich genug Zeit für dieses Gesamtkunstwerk zu nehmen. Meistens sind die Künstler von einer kleinen Menschentraube umringt, so findet man leicht zu ihnen. Auch wenn man die Sprache der Geschichtenerzähler und Gaukler nicht beherrscht, so ziehen sie einen doch in den Bann. Die kleinen Interaktionen zwischen Künstler und Publikum, das herzliche Lachen - Pure Poesie!

Die Route führte uns durch die beeindruckende Landschaft des Antiatlas, vorbei an majestätischen Speicherburgen, bis wir das malerische Tafraoute erreichten. Dort hatten wir die Möglichkeit, bei den „Blauen Steinen“ zu übernachten. Der herrliche Sonnenuntergang in dieser bizarren Szenerie hinterließ einen tiefen Eindruck bei uns allen. Am schönsten ist es auf eine der bemalten Felsformationen zu klettern und den Ausblick über die ganze Gegend zu genießen. Mitten darin steht dann der Rotel-Bus, aus dessen Richtung einem schon der herrliche Duft der Bolognese-Soße au Said entgegenströmt.

Auf dem Kamelmarkt von Guelmim kaufte unser Fahrer Said frisches Kamelfleisch ein. Said kam, dank seiner sprachlichen Fähigkeiten (u.a. arabisch und französisch) und seiner kulturellen Kompetenzen, auf den einheimischen Märkten auf unserer Reise immer ausgesprochen gut zurecht. Am Abend zauberte er uns, aus der für Europäer ungewöhnlichen Zutat, einen köstlichen marokkanischen Eintopf.

Unser Weg durch die Westsahara führte entlang der steilen und schroffen Atlantikküste. Die Straßen sind hervorragend ausgebaut und frisch asphaltiert. Nur der feine Sahara-Sand weht unablässig über die Straße hinweg und türmt sich hier und da zu größeren Wanderdünen auf. In der leeren Weite der Sahara begegneten uns immer wieder Kamelherden mit vielen Jungtieren. Die schreckhaften Tiere sind eine kleine Herausforderung für alle Fotografen. Einmal nutzten wir die Möglichkeit, eine besonders große Düne zu erklimmen und den Ausblick zu genießen. Ein besonderes Highlight war der fangfrische Fisch aus dem Atlantik, den wir direkt von heimkehrenden Fischern in einem entlegenen Dörfchen kauften. Said bereitete uns daraus ein traumhaftes Abendessen zu.

Mauretanien

In Nouadhibou begegnete uns der gigantische Güterzug aus M’Haoudat, schwer beladen mit Eisenerz. Das donnernde Geräusch der vielen Waggons war ein spektakuläres Erlebnis.

Unsere Expedition führte uns weiter in die endlosen Weiten der mauretanischen Sahara – einer Welt, geprägt von extremen Bedingungen und bewohnt von wahren Überlebenskünstlern. In der Stadt Chami trafen wir auf Goldschürfer, die in der erbarmungslosen Mittagssonne unablässig das Golderz unter die Mahlsteine schaufelten.

In den frühen Morgenstunden fuhren wir mit Jeeps durch den tiefen Sand zum Guelb er Richat, dem mysteriösen „Auge der Sahara“. Uns bot sich eine weite, ungewöhnliche Landschaft, wie aus einem Science-Fiction Film. Unter Geologen ist es bis heute strittig, wie diese bemerkenswerte Felsformation zustande kommen konnte.

In Ouadane, einer mittelalterlichen Handelsstadt, erweckte unsere Reiseleiterin Maria die alten Ruinen zum Leben. Einst handelten hier die Berber mit Gold, Datteln und Salz. Die Stadt verlor jedoch ab dem 16. Jahrhundert aufgrund von Überfällen und der Verlagerung der Handelsrouten nach Osten an Bedeutung.

Unser Besuch in Atar bot uns bewegende Einblicke in das lokale Bildungssystem. Wir hatten die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen, die abends Unterricht für Kinder und Jugendliche anbietet. Wir wurden, typisch für Afrika, ungemein herzlich empfangen. Wir besuchten verschiedene Klassen, in denen gerade Arabisch, Französisch und Mathematik unterrichtet wurden. In jeder Klasse wurden wir höflich begrüßt und uns anschließend ein traditionelles  Lied vorgesungen.

In der Nähe von Atar machten wir eine kleine Wanderung zur Oase von Terjit. In einer prachtvollen Tafelberglandschaft spazierten wir durch kleine Dörfchen mit hübschen, traditionellen Rundhäuschen aus Stroh. Ganz ungewohnt erscheint einem die üppige Vegetation, die auf einmal das Landschaftbild prägen. Die Oase an sich ist ein wahrer Garten Eden. Von steilen Abhängen herab, geschützt von der unbarmherzigen Sonne, fließt das Wasser in die kleine Oase. Wir wurden freundlich empfangen und zum Tee eingeladen.

Senegal

Im Senegal besuchten wir die Altstadt von Saint-Louis. Mit Kaleschen fuhren wir vorbei an den hübschen Kolonialbauten der Uferpromenade und besuchten den quirrligen Fischmarkt.

Touba und seine beeindruckende Moschee, boten uns tiefe Einblicke in den lebendig gelebten Islam im Senegal. Im Gegensatz zu vielen anderen muslimischen Ländern ist das Bilderverbot hier weniger streng, und der Animismus spielt immer noch eine bedeutende kulturelle Rolle. Unter dem wachsamen Blick der Sittenwächter der Moschee, durften wir die Moschee direkt nach dem Freitagsgebt betreten. Männer und Frauen mussten sich natürlich voneinander trennen. Respektvoll lauschten wir dem Gebet der Gläubigen und wandelten durch die großen Hallen der Moschee.

In Dakar besuchten wir die Sklaveninsel Gorée, die trotz ihrer schönen Kolonialkulisse eine bewegende Geschichte birgt und als Symbol für den Sklavenhandel über den Atlantik steht. Die Überfahrt mit der Fähre lohnt sich auf alle Fälle und war ein schöner Abschluss dieser Reise.

Fazit

Unsere Reise von Marrakesch bis Dakar war weit mehr als ein bloßes Abenteuer; sie entpuppte sich als tiefgreifende Lehrstunde in Geschichte, Kultur und menschlicher Widerstandskraft. Auf jeder Etappe dieser faszinierenden Expedition enthüllte sich uns eine neue Seite des afrikanischen Kontinents. Die Vielfalt an Erfahrungen, sei es durch kulinarische Entdeckungen, Begegnungen mit den lokalen Gemeinschaften oder Einblicke in unterschiedliche Kulturen und Glaubensrichtungen, bereicherte uns ungemein. Sie lehrte uns die Bedeutung von Respekt, Dankbarkeit und der Offenheit gegenüber Neuem.