Rotel Tours Reiseblog

Rotel Expeditionsreise durch Südmarokko

Reisebericht von Marlies Jabbusch

Frau Marlies Jabbusch hat uns statt der üblichen Reisebeurteilung einen sehr schönen Reisebericht über ihre Reise mit Rotel Tours nach Südmarokko im Oktober/November 2015 geschickt, den wir mit ihrer Zustimmung „bloggen“ dürfen.

Es waren ein exzellenter Reiseleiter und ein ebensolcher Fahrer. Kenntnisreich und sicher wurden wir mit Fakten verwöhnt. Der Fahrer durchquerte jeden noch so lädierten Fluss, nahm jede Serpentine, jede enge Einfahrt mit stoischer Gelassenheit und Ruhe. Manchmal applaudierte der Bus.

Das waren schon mal sehr gute Voraussetzungen für eine gelingende Reise denn das Wetter spielte mit. Außer bei der Ankunft in Agadir und Marrakesch regnete es nicht. Die Gruppe fand schnell zusammen, war pünktlich und versierte beim Auf- und Abbau.

Wir kamen in Agadir an und fanden, statt auf dem vom Regen überschwemmten Campingplatz, auf einer Art Landgut bei einem Franzosen Unterschlupf für eine Nacht, das Essen wurde in der Garage serviert. Dann ging es am klaren Morgen in die unglaublichen Berge, schon die zweite Nacht war eine im Freien.

Mondlicht und Lagerfeuer. Wein im Paket. Da blieben keine Wünsche offen.

Übertroffen nur von der bald folgenden Übernachtung bei den Sanddünen der Wüste. Barfuß sie zu besteigen zum Sonnenuntergang oder auf einem Dromedar zu reiten, wann hat man schon solche Alternativen. Die Bergwelt zeigte sich immer wieder in neuen Facetten.

Wir suchten nach Fossilien oder bekamen sie von den Händlern angeboten. Wir sahen die Faltungen der verschiedenen Gesteinsarten, ihre Färbungen, betrachteten Steingravuren, Salzvorkommen, Höhlen der Berber. Wir besuchten ein Traditionshaus und wurden mit Tee bewirtet. Wir wanderten auf Berge und verweilten in Schluchten, besichtigten Kasbahs und Agadire, erlebten den lebhaften Djamaa el-Fna in Marrakesch und die malerischen Städte Essaouira und Asilah und waren beeindruckt von der Hassan II Moschee in Casablanca. Wir waren Gast bei dem Künstler Zaid in seinem Museum und in seinem Stadthaus und im farbenprächtigen Garten von Yves Saint Laurentin in Marrakesch.

Abends saßen wir als Gruppe zusammen, aber nicht sehr lange, die erlebnisreichen Tage machten müde. Wein und Bier waren schnell alle im islamischen Land. Der Muezzin weckte früh.

Manche Auffassung der Marokkaner war keine leichte Herausforderung – was kaputt ist, bleibt es lange. Dass es anders geht, sahen wir in dem Wassermuseum des Künstlers Zaid und auf einem französisch geführten Campingplatz mit herrlich sauberen Swimmingpool bei Essaouira. Anders sah es an der „Blauen Quelle“ aus. Ich fragte den örtlichen Führer nach den Ursachen, „Afrika eben“ war die freimütige Antwort. Ein Phänomen. Regenwasser Bassins (Steine gibt es im Land genug) sammeln und nutzen, Müll vermeiden und sammeln, landestypisches Gesträuch als Schattenspender… Ein weites Feld.

Unseren Bus nannten die Marokkaner „Rollendes Paradies“. Zu recht. Das Gefährt wurde viel beachtet und bestaunt. Früh und abends verwöhnte uns der Fahrer, mittags aßen wir in den einfachen Restaurants an der Straße der Orte eine Kleinigkeit, am liebsten Tajine, im Tontopf mit Spitzhaube zubereitetes Fleisch-Gemüse-Gericht. Mehrfach besuchten wir als Gruppe landestypische Restaurants am Abend. Wir wanderten am Atlantik bis zu den Felsentoren, verweilten am Strand, sahen den Wellenreitern zu.

Es war eine vielseitige Reise, Gebirge und Meer, marokkanische Tradition und Gegenwart. Unsere Höhepunkte waren Lagerfeuer im Gebirge, freie Übernachtungen im weiten Land, Sonnenuntergang in der Wüste, Spaziergänge in den Oasen, Wandern im Gebirge, Verweilen am Meer, Steingravuren, Kasbahs, Moscheen, Märkte.

Der Islam allgegenwärtig, Männer sahen wir in ihren Läden und Cafes, Frauen verhüllt bei der Arbeit, auch auf dem Feld. Frauen erben weniger. Oder gar nichts. Betreten nie die Orte, wo die Männer sind. Bewältigen den Großteil der Arbeit.

Meinen Enkel beeindruckte am meisten die Beschreibung des wundersamen Platzes Djamaa el-Fna in Marrakesch. Ein gedrängtes Treiben: auf zweirädrigen Karren wurden Garküchen herbeigeschafft, Kochstelle, Zutaten, Töpfe nebst Geschirr, dazu Sitzbänke. Abends wurde alles wieder abgebaut. Schlangenbeschwörer, es gibt sie tatsächlich, und Geschichtenerzähler, umringt von vielen jungen Männern. Ich sah einen alten Mann mit zwei Einlegesohlen, als Ohren um den Kopf gebunden und den Pullover hinten zusammengedreht mit einem Stück Draht zu einem kleinen Schwanz als Tier, und einen weiteren Mann mit schweren Knüppeln, der in zu prügeln vorgab, so erzählten sie ihre Geschichten ihren interessierten Zuschauern. Jeder fünfte, abgezählt, musste einen kleinen Obulus einrichten. Nach dem Spiel streifte der Mann seinen Kaftan wieder über, setzte das weiße Käppi auf und wurde wieder der stille, würdige Alte. Das war eine sehenswerte Verwandlung.

Marokko ist eine bizarre fremdländische Welt. Anschauen lohnt.

 

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